Bericht & Statement der Kritischen Demobeobachtung Berlin zur LL-Demo am 10.01.2021

Die Kritische Demobeobachtung Berlin (KDB) war mit einem Team bei der jährlichen Gedenkdemo für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vor Ort. Im folgenden fassen wir zunächst in einem kurzen Bericht unsere Beobachtungen zusammen, abschließend bewerten wir die Ereignisse in einem Statement.

Bericht:
Wir waren ab 09:55 Uhr am Startpunkt der Demonstration und mit pinken Westen mit der Aufschrift „Observer“ deutlich als Beobachter*innen gekennzeichnet. Zum offiziellen Beginn der Versammlung um 10:00 Uhr waren ca. 400 Menschen am Startpunkt versammelt, die alle durchgängig Mund-Nase-Schutz trugen und ausreichend Abstand zueinander hielten.

Um 10:09 Uhr stürmten mehrere Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) der 23. und 33. Einsatzhundertschaft (Ehu) der Berliner Bereitschaftspolizei ohne Vorwarnung und ohne für uns ersichtlichen Grund unter massiver Gewaltanwendung in die Demonstration und zogen mehrere Personen aus der Menge. Die in Gewahrsam genommenen wurden teils unter Anwendung von sogenannten Schmerzgriffen an Handgelenken und im Gesicht aus der Menge gezogen und zu Gefangenentransportern am Frankfurter Tor Ecke Petersburger Straße verbracht. Einzelne Personen wurden davor noch von einzelnen Polizeibeamt*innen am Boden liegend mit Tritten und Schlägen misshandelt, bei einer Festnahme haben wir beobachtet, wie sich ein Beamter der 33. Ehu zur Fixierung auf den Kopf eines am Boden liegenden setzte. Insgesamt wurde die Demonstration mehrfach von der Polizei angegriffen, teilweise mit Schlagstockeinsatz und massivem Einsatz von Pfefferspray. Dabei wurden immer wieder Personen aus der Menge gezogen. Insgesamt haben wir am Frankfurter Tor mindestens 24 Ingewahrsamnahmen gezählt. Viele der Betroffenen hatten dabei Platzwunden am Kopf und im Gesicht. Zudem mussten sehr viele Demonstrierende von anwesenden Demosanitäter*innen versorgt werden.

Erst ab 10:24 Uhr erfolgten Durchsagen vom Lautsprecherwagen der Polizei, mit der Aufforderung, dass die Demonstration erst loslaufen könne, wenn alle Embleme der angeblich verbotenen FDJ (Freie Deutsche Jugend) aus der Demonstration entfernt wären. Später wurde die Durchsage noch ergänzt, mit der Aufforderung, dass die Demonstrierenden die Abstände einhalten sollten.

Der Demonstrationszug konnte sich erst gegen 11:00 Uhr in Bewegung setzten. Um 11:49 Uhr haben wir beobachtet, wie Beamte der 23. Ehu den gesamten Demonstrationszug, vor allem den sog. Internationalistischen Block auf Höhe des U/S-Bhf. Frankfurter Allee vor dem Ringcenter anlasslos abfilmte.

Als die Demonstration an ihrem Endkundgebungsort ankam, haben wir unsere Beobachtung beendet.

Statement:
Wir sind schockiert über die Ereignisse währende der LL-Demo, vor allem über die massive Polizeigewalt am Frankfurter Tor. Die Polizei hat an diesem Tag nicht nur schwerste Verletzungen bei den Versammlungsteilnehmer*innen billigend in Kauf genommen, sondern auch das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit buchstäblich mit Füßen getreten.

Anders als die Polizei in ihrer Pressemitteilung vom 11.01.2021 verlautbart, war es unserer Wahrnehmung nach für die Teilnehmer*innen der Demonstration zu Beginn nicht erkenntlich, weshalb die Demonstration nicht loslaufen kann. Es wurde nicht die Möglichkeit eingeräumt, die Embleme der FDJ ggf. zu entfernen. Dass die Aussage, bei der FDJ handele es sich um eine verfassungswidrige Organisation, bestenfalls juristisch umstritten ist, zeigt, dass die Übergriffe der Polizei auf die Demonstration – anders können wir sie nicht bezeichnen – politisch motiviert waren.

Es war absolut unverhältnismäßig, die körperliche Unversehrtheit vieler Versammlungsteilnehmer*innen durch massiven Einsatz von körperlicher Gewalt, Reizgas und Schlagstöcken zu gefährden. Durch den Einsatz der Polizei war es den Teilnehmenden zudem unmöglich, Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten. Die Aufforderungen durch den Lautsprecherwagen der Polizei, Abstände einzuhalten, wenn die Möglichkeit durch Polizeiketten nicht gegeben ist, ist zynisch. Dazu kommt noch, dass einzelne Beamt*innen während der Maßnahmen keine oder unter der Nase sitzende Mund-Nase-Bedeckung getragen haben. Dies setzte die Teilnehmenden einem erhöhten Ansteckungsrisiko aus, stellt klare Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz dar und verletzt die Vorbildfunktion der Polizei. Insofern war das Agieren der Polizei unverantwortlich.

Die Polizei hat auch während einer Pandemie die Aufgabe, das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit zu gewährleisten. Unverhältnismäßige und von Polizeigewalt geprägte Einsätze wie an diesem Sonntag am Frankfurter Tor zeigen ein gegenteiliges Bild. Einigen wurde auf umstrittener juristischer Grundlage ihrem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit beraubt, viele konnten aufgrund erlittener Verletzungen ihr Demonstrationsrecht nicht mehr wahrnehmen. Unserer Wahrnehmung nach war das ein wesentlicher Aspekt bei der Massivität des Polizeieinsatzes: die grundlegende Einschränkung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit.

Kritische Demobeobachtung Berlin

Über uns:
Was bedeutet kritische Demobeobachtung?

Wir haben uns das Ziel gesetzt, Versammlungen zum Schutz der Versammlungsfreiheit zu begleiten. Wir arbeiten nicht mit staatlichen Institutionen zusammen. Die Beobachtung von sexistischen, homo- oder transphoben, rechten, rassistischen und antisemitischen Versammlungen wird von uns grundsätzlich ausgeschlossen.

Was beobachten wir?

Unsere Aufgabe ist, Eingriffe in die Versammlungsfreiheit und weitere Grundrechte bis hin zu Übergriffen durch die Polizei und weitere staatliche Organe zu dokumentieren.

Im Fokus unserer Arbeit steht die Beobachtung der Polizei und anderer Exekutivorgane im Kontext von Demonstrationen. Das Verhalten der Aktivist*innen dokumentieren wir nicht. Wir werden Aktionsformen weder be- noch verurteilen. Wir machen weder Bild- noch Tonaufnahmen.

website crash

Falls ihr euch wundert, dass nicht mehr alles zu finden ist: unsere website ist gecrasht und wir arbeiten daran, sie wieder upzudaten.

Euer Berliner EA

//

unfortunately our website crashed and we’re working on reviving it completely.

Yours sincerely, Berlin EA

Der EA wird 40! Und Antirepressionsarbeit kostet immernoch Geld…

…daher ist es mal wieder an der Zeit, Euch um zahlreiche kurz- und langfristige Spenden für den EA Berlin zu bitten.. Eure solidarische Unterstützung ermöglicht es, dass wir nun schon seit 40 Jahren Menschen, die bei linken Demos und Aktionen festgenomen werden, Rechtsanwält*innen vermitteln. Niemand darf einfach in U-Haft “verschwinden” oder allein vor den*die Haftrichter*in müssen!

Wir freuen uns, über jede Spende an:

Netzwerk Selbsthilfe e.V.
IBAN: DE12 1009 0000 7403 8870 18
BIC: BEVODEBB

Sprechstunde in Corona Zeiten

Hallo Leute,
der EA ist weiter zur Sprechstunde erreichbar.
Dienstags 20-21Uhr.
Wenn ihr zu unseren Sprechstunden kommt, einige Bitten:

  • tragt eine Vermummung
  • kommt nicht, wenn ihr euch krankheitsmässig ansteckend fühlt, Corona, Erkältung etc.pp.
  • versucht in kleiner Anzahl zu erscheinen

Bei Bedarf geht auch mal ne verschlüsselte Mail oder ein Anruf zur Sprechstundenzeit – wir finden dann gemeinsam einen Weg.
Diese Bitten sind sehr ernst gemeint, da wir Beratungen anbieten möchten.
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Hi people,
we’re available on Tuesday from 8 to 9 p.m.
When you come to our consultations hours, please keep in mind:

  • come hooded
  • don’t come if you are suffering from an infectious disease, corona, cold etc.pp.
  • try to appear in small numbers

If it’s not necessary to talk about your concern in person, it’s also possible to write an encrypted mail or call us during the consultaion hours – we will find a way to deal with it.
These requests are very serious, as we would like to offer counseling.

Bleibt gesund, Euer Berliner EA

Neue website zu Polizeidatenbanken online!

Eine wie wir finden sehr interessante und wichtige website, schaut doch mal rein!

www.polizeidatenbanken.de

Prozessbeobachtung 3.12.19

Ein Mensch aus Leipzig wird angeklagt, im Rahmen des Protests gegen den „Tausend-Kreuze-Marsch“ 2018 einen tätlichen Angriff gegen Zivilbullen verübt zu haben.

Sein Gerichtstermin findet am 3. Dezember in Berlin statt, und er wünscht sich, dass dieser Prozess von solidarischen Menschen besucht wird.

3.12. 11:00 Uhr. Amtsgericht Wilsnacker Str. 4

 

Mobi zur solidarischen Prozessbegleitung

Erster #besetzen Prozess wegen Hausfriedensbruch
Am 21.11. wird der erste Prozess wegen Hausfriedensbruch stattfinden.
Der betroffenen Aktivistin wird zudem Widerstand vorgeworfen. Verhandelt
wird über die Besetzung in der Bornsdorfer Straße im Mai 2018, bei der
es während der Gespräche mit der kommunalen Hausverwaltung “Stadt und
Land” zur Räumung kam. Da der “Stadt und Land” Geschäftsführer Ingo
Malters auch als Zeuge geladen sein wird, könnte es richtig informativ
werden. Vielleicht mag uns Ingo ja vor Gericht verraten, was dieses
Theater mit der gleichzeitig zu Verhandlungen stattfindenden Räumung
sollte .
Kommt zahlreich und begleitet die betroffene Person. Gemeint sind wir
alle, die sich der Verdrängung in dieser Stadt entgegensetzen!

Wir treffen uns eine Stunde vorher (ab 11 Uhr) im Ladenraum in der
Turmstraße 10.

Prozess: 21.11., 12 Uhr
Amtsgericht Tiergarten, Turmstr 91
Raum: 671 (verfolgt aktuelle Mobi, kann sein, dass sich der Raum noch
ändert)

https://www.besetzen.org/Termine/solidarische-prozessbegleitung-2/

Twitter: @besetzenberlin
Mastodon: besetzen@mastodon.social

Aufruf zum vorerst letzten Prozess der Drei Heinis

Hört, hört, ihr Lieben Leute,
nach einem ersten Verhandlungstag im September, wird es nächste Woche
einen zweiten und auch letzten für den Dritten Heini geben.
Die Vorwürfe, fast wie immer, alte Laiern: tätlicher Angriff und Körperverletzung.
Doch auch dieses mal stellen wir uns entschlossen dagegen.
Wir rufen dazu auf:
Kommt zur Märchenstunde und begleitet auch den letzten Heini solidarisch
bei Gericht!
Wir freuen uns auf eure Unterstützung!

Dienstag 22.10.19
13:30 Prozessbeginn
Turmstr. 91 am Amtsgericht Tiergarten

Es ist wieder mit erhöhten “Angstkontrollen” seitens der Justiz zu rechnen, also seid gern pünktlich damit es dann bald losgehen kann.

Bis gleich! Eure Drei-Heini-Crew

What the fuck? Anti-Repressions-Treffen für Festgenommene beim „Marsch fürs Leben“

Für alle, die während oder nach den Protesten gegen den „Marsch für das Leben“ mit Anzeigen, Festnahmen, Polizeigewalt oder ähnlichem Scheiß konfrontiert waren. Ihr bekommt Infos und Unterstützung, könnt euch mit anderen austauschen und wahrscheinlich wird auch wer von der Roten Hilfe und wer von Out Of Action dort sein.

Montag, 28. Oktober, 19 Uhr in der Meuterei

Schonmal vorab:
„Anna* und Arthur* haltens Maul“. Will heißen: Wenn ihr als Beschuldigte in einem Strafverfahren vorgeladen werdet, ist es grundsätzlich geboten die Aussage zu verweigern. Hierzu gehört auch, dass ihr keine (!) Entlastungszeug_innen nennt, da das im schlimmsten Fall dazu führt, dass eure Freund_innen ebenfalls angezeigt werden. Falls ihr unsicher seid, sprecht mit eurer Ortsgruppe der Roten Hilfe oder eurer_m Anwält_in.
Das wäre übrigens auch eine gute Gelegenheit, Mitglied bei der Roten Hilfe zu werden, falls ihr es noch nicht seid.

Aufruf zum vorerst letzten Prozess der Drei Heinis

Hört, hört, ihr Lieben Leute,
es ist nun soweit, dass auch der letzte der Drei Heinis zu Gerichte
schreiten muss.
Die Vowürfe, fast wie immer, alte Laiern: Landfriedensbruch, Widerstand
und Körperverletzung.
Doch auch dieses mal stellen wir uns entschlossen dagegen.
Wir rufen dazu auf:
Kommt zur Märchenstunde und begleitet auch den letzten Heini solidarisch
bei Gericht!
Wir freuen uns auf eure Unterstützung!

Dienstag 24.09.19
08.00h Kundgebung
Turmstr. 91 am Amtsgericht Tiergarten

Es ist wieder mit erhöhten “Angstkontrollen” seitens der Justiz zu
rechnen, also seid gern pünktlich damit es dann bald losgehen kann.
Bis gleich! Eure Drei-Heini-Crew

Leitet den Aufruf gerne weiter!

Hier der ausführlichere Ankündigungsartikel:
http://diedreiheinis.noblogs.org/post/2019/09/17/die-drei-heinis-dritter-akt/

Und hier ein Interview zum zweiten Prozess:
http://diedreiheinis.noblogs.org/post/2019/09/06/49/

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