Prozess rund um die 1. Mai-Demo in Berlin vor Gericht / May Day Trial in Berlin court

Folgende Bitte um Veröffentlichung rund um den 1. Mai 2023 erreichte den EA:

DER 1. MAI IST NICHT VORBEI!

(!) Aufruf Bilder und Videos an den EA einzureichen siehe unten (!)

Der Kampf für unsere Zukunft endet nicht mit dem Tag der Demonstration. Wenn wir gemeinsam protestieren, müssen wir auch gemeinsam die Repression derer halten, die mit uns demonstrieren. Bei der 1. Mai-Demo 2023 wurden Menschen geschlagen und durch Polizeigewalt traumatisiert. Während die meisten Menschen ohne Verhaftung davonkamen, sind “vereinzelte” Festnahmen bei Demos die Regel.

Die Festnahmen werden von der Polizei als Abschreckung für zukünftige Demonstrationen genutzt und betreffen uns alle. Da es sich jedoch um isolierte Vorfälle handelt, werden die Verhafteten oft nicht unterstützt. Das sollten wir nicht akzeptieren. Der Großteil der Repression betrifft PoC, Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft oder andere Menschen, die von intersektioneller Diskriminierung betroffen sind und auch diejenigen, die einfach nur Pech hatten. Es liegt in der Verantwortung von uns allen, die Last der Repression gemeinsam zu tragen. Jeder Tagessatz ist einer zu viel. Jeder Moment, in dem wir zulassen, dass sich unsere comrades allein fühlen, ist ungerechtfertigt.

Gerichtsverfahren können auch als wirksamer Teil einer Kampagne genutzt werden. Es ist wichtig, daran zu denken, dass das Gericht der Ort unseres Kampfes ist, genauso wie die Straße. Das ganze System will uns unsere Handlungsfähigkeit nehmen, aber wir können sie uns zurückholen! Wir holen uns unseren Raum zurück, indem wir bei den Prozessen der Verhafteten dabei sind und uns sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gerichts solidarisch zeigen. Wir können die Betroffenen emotional unterstützen und ihnen beistehen, damit wir wissen, dass wir nicht allein sind, wenn wir an der Reihe sind. Lasst uns gemeinsam kämpfen und die Konsequenzen gemeinsam tragen.

Wir wollen offensive Konfliktverteidigung zeigen und euch einladen, wieder auf dem Schirm zu haben, dass es unterschiedliche Wege gibt, mit Repressionen und Prozessen umzugehen. Immer wieder entscheiden wir uns unsere Gerichtsprozesse allein anzugehen, weil wir nicht wissen, wie wir wo Support bekommen könnten und wie der aussehen könnte. Wir können uns selbst oder von Anwält_innen oder aber von einer Wahlverteidigung nach § 138 Absatz 2 StPO verteidigen lassen. Das können Menschen sein, denen ihr vertraut und die eure politischen Ansichten teilen. So könnt ihr Themen setzen, die Rechtsanwält_innen mit ihrem Fokus auf Strafmilderung nicht immer im Fokus haben. Strafmilderung ist nur eines von vielen Zielen bei Verhandlungen. Ihr könnt auch die Zeug_innen-Befragung nutzen, um Informationen zu erhalten oder politische Erklärungen verlesen.

Wir müssen weiterhin für unsere Zukunft kämpfen, für diejenigen, die unterdrückt werden und die im Knast sitzen.

Niemand ist frei, solange wir nicht alle frei sind. Vergesst nicht, den Menschen im Gefängnis zu schreiben! Briefe sind oft das Einzige, was einen Tag im Gefängnis ein bisschen schöner macht. Solidarität für alle.

Wenn ihr noch Bilder/Videos von der Revolutionären 1. Mai Demo 2023 um und insbesondere unter dem Kottbusser Tor (20.15 – 21.00 Uhr) habt, schickt sie gern an den EA mit Verschlüsselung (ea-berlin[ät]riseup.net). Den Schlüssel findet ihr auf https://www.ea-berlin.net/kontakt. Ihr könnt aber auch Dateien persönlich beim EA vorbeibringen.

P.S. Wenn du auch von Repressionen im Rahmen des 1. Mai 2023 betroffen bist, melde dich gerne beim Ermittlungsausschuss Berlin.

— ENGLISH —

MAY DAY IS NOT OVER!

(!) Call for pictures and videos to be submitted to the EA see below (!)

Fighting for our future does not begin or end on the day of Demonstration. When we commit to protest together we must also commit to supporting everyone who faces repression for demonstrating. At the Berlin May Day Demo 2023, people were beaten and exposed to trauma caused by police violence. While most people got away without being arrested, “isolated” arrests at demos are the norm.

These arrested are used by the Police as a deterrent against people considering future demonstrations and as such affect all of us. Yet, due to the isolation of these incidents, those arrested are often left unsupported. Let’s not accept that. The majority of repression affects PoC, people without German citizenship, or other people who are affected by intersectional discrimination and also those who were simply unlucky. It is the responsibility of all of us to bear the burden of repression together. Every sentence is one too much. Every moment that we allow our comrades to feel alone is unjustified.

Trials can also be used as an effective part of a campaign. It is important to remember that the court is the site of our struggle, just as much as the streets. The whole system wants to take away our agency, but we can take it back! We can reclaim our space by attending the trials of those arrested, standing in solidarity both inside and outside of the court. Being there to emotionally support and care for those singled out so that we know we will also not be alone when it is our turn. Let’s fight together and bear the consequences together.

We want to show “offensive conflict defense” and invite you to keep in mind that there are different ways to deal with repression and lawsuits. Time and again, we decide to tackle our court cases alone because we don’t know where we can get support and what it might look like. We can defend ourselves or be defended by lawyers or by a defense of choice according to § 138 paragraph 2 StPO. These can be people you trust and who share your political views. In this way, you can address issues that lawyers, with their focus on mitigating sentences, do not always focus on. Mitigation is only one of many goals in trials. You can also use witness interviews to obtain information or read out political statements.

We must continue to ACT for our future, for those currently facing repression in the struggle, for those imprisoned in the fight.

No one is free, until we are all free. Don’t forget to write to the people in prison! Letters are often the only thing that makes a day in prison a bit nicer. Solidarity for all.

If you still have pictures/videos of the Revolutionary May 1st Demo 2023 around and especially under the Kottbusser Tor (20.15 – 21.00), please send them to the EA with encryption (ea-berlin[ät]riseup.net). You can find the key at https://www.ea-berlin.net/kontakt. You can also bring files to the EA in person.

P.S. If you are also affected by repression in the context of May Day 2023, feel free to contact the Ermittlungsauschuss Berlin.